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Antakya

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In der Türkei: ANTAKYA auch ANTIOCHIA wo die Anhänger Jesu erstmals Christen genannt sind! Apostelgeschichte 11.21 „Und es wurden die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt.“

 

ANTAKYA auch ANTIOCHIA war eine der berühmtesten und wichtigsten Städte der Antike und des Orients, mit einer Geschichte, die ihr alles geschenkt aber auch alles wieder genommen hat. Im Jahre 300 v. Chr. wurde Antiochia von Seleukos Nikator, dem ersten Herrscher des Seleukiden Reiches gegründet und konnte bald als die Dritte Stadt der Antike zählen –  nach Rom und Alexandria in Ägypten. Auch nach der Besetzung durch die Römer (64 v.Chr.) änderte sich an der Bedeutung nichts. Die Römer bauten prachtvolle Aquädukte und Kanalisationsanlagen; selbst Straßenbeleuchtung war vorhanden.

 

Antakya war der Mittelpunkt von Leben und Handel. Der Fluß Orontes (Asi), der Mitten durch die Stadt fließt, verband Antakya mit dem Mittelmeer und die Karawanenwege mit Persien, Syrien und Indien machten die Stadt zu einem wirtschaftlichen Zentrum der Antike. In Antakya wurden die Anhänger Jesu erstmals Christen genannt (Apostelgeschichte 11.21 „Und es wurden die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt.“)

 

In byzantinischer Zeit war Antakya dann folgerichtig Bischhofssitz mit gleichen Rechten wie Konstantinopel und Alexandria. Noch heute gibt es in Antakya eine große Gemeinde von Christen, die ihren Gottesdienst auf arabisch halten. Im 6. Jahrhundert dann eine dunkle Zeit, in der Antakya von den sassanidischen Persern geplündert (540) und von Erdbeben zerstört wird. Im Jahre 638 fällt die Stadt in die Hände der Araber, die allerdings Aleppo (Halep) zum regionalen Zentrum machen. Antakya war Grenzstadt im byzantinisch-islamischen Dauerkonflikt. 969 erobern wieder die Byzantiner die Stadt, 1084 fällt die Stadt in die Hände der Seldschuken. Weltgeschichtlich bedeutend wird das Herzogtum Antiochia, welches die Ritter des ersten Kreuzzuges hier 1098 gründeten. Aus dieser Zeit stammt die Fassade der Kirche, in der die ersten Christen zusammenkamen (St. Pierre Felsenkirche). Sonst muss dieser Kreuzfahrerstaat eher kriegerisch als kulturbeflissen gewesen sein: Er war ständig mit Auseinandersetzungen mit Byzantinern, Arabern, Türken und dem armenischen Königreich in Kylikien verwickelt. Einen Bundesgenossen fand es in den berühmten Assassinen. Deshalb nahmen die Mameluken aus Ägypten auch heftige Rache an der Stadt, als sie sie 1268 eroberten. Erst 1517 erstürmten sie die Osmanen, diese behielten sie bis 1918. Doch schon vorher hatte Frankreich und England Interesse an der handelspolitischen Gegend mit der christlichen Minderheit gezeigt. Im Jahre 1916 wurde der Hafen von Alexandretta (Iskenderun) sechsmal bombardiert. 1918 besetzten die Franzosen Antakya und Iskenderun und bekamen beide Städte 1921 als Mandat. Doch gab es eine von den Kemalisten gestützte Widerstandstätigkeit, die langsam die französische Autorität untergrub. 1938 wurde dann der unabhängige Staat Hatay gegründet, der allerdings Aussen- , Währungs- und Zollpolitik mit Syrien teilen sollte. Den Namen Hatay gab Atatürk in Anlehnung an ein hethitisches Fürstentum der Gegend. Nach einem Plebiszit im Jahre 1939 beschloss das Parlament von Hatay, sich der Türkei anzuschliessen. Hatay wurde Provinz mit der Hauptstadt Antakya.

 

Stadtbild

 

Das Stadtbild des heutigen Antakya gliedert sich in zwei Teile, da der Fluss Asi Nehri (Orontes) die Stadt in das alte und das neue Antakya trennt. Der Wasserpegel schwankt in den Winter– und Sommermonaten extrem, da er für die Landwirtschaft im Sommer viel stärker genutzt wird und es im Winter viel mehr regnet. Das ältere Antakya erstreckt sich bergaufwärts (Habibneccar-Berg) und wird an der unteren Seite vom Fluss begrenzt. Über die Brücke gelangt man in das neuere Antakya, wo man sofort auf den zentralen Kreisverkehr trifft, worauf sich eine große Atatürk-Statue befindet, die in keiner türkischen Stadt fehlt. Direkt an dem Kreisverkehr befinden sich das berühmte archäologische Museum (auf das wir später noch eingehen werden), das große Postamt, ein Teil der Stadtverwaltung und das frühere Parlament der Republik Hatay, welches heute als Kino umfunktioniert wurde. Von dem Kreisverkehr geht unter anderem die Atatürk Cad. ab, in der man auf moderne Einkaufsmöglichkeiten trifft, welche teure Boutiquen ebenso einschließt, wie Handyläden und Internetcafés. Das große Viersterne Hotel (Büyük Antakya Oteli) weist den Weg in diese Straße.

Wenn man Erholung sucht, wäre auch der Antakya Stadtpark eine Alternative: prächtige Palmen und Nadelbäume spenden genügend Schatten für Café- und Teehäuser, sowie einen Minigolfplatz. Neben dem Park findet man auch das Sportzentrum, das ebenfalls das Stadtbad beinhaltet, wo auch wir oft Erholung suchen vor dem heißen Sommer. Der Basar von Antakya bildet das Zentrum der Altstadt, wo noch die traditionelle Aufteilung nach Gewerbe vorherrscht. Orientalische Gewürzhändler, Handwerker sowie Gold- und Silberschmiede schaffen eine typische Basar-Atmosphäre. (nicht vergessen, immer handeln!).

 

Interessante Orte

 

Wie schon erwähnt, befindet sich im Stadtzentrum das Archäologische Museum von Antakya. Hier findet man eine beeindruckende Sammlung von Mosaiken, welche alle aus Antakya und Umgebung stammen. Es ist eine der bedeutendsten und besterhaltensten römischen Sammlungen der Welt. Leider bediente sich die französische Mandatsmacht allzu oft aus den historischen Funden ( Herzlichen Dank an dieser Stelle!). In Antakya befinden sich einige christliche Gotteshäuser; darunter drei große: Die bedeutendste davon, die St. Pierre Kirche, ist die älteste Kirche der Welt (vom Vatikan als solche anerkannt!), hier hat einst Petrus gepredigt, welcher die ersten Christen (erst hier wurden die Anhänger von Jesus Christus „Christen“ genannt) in dieser Grottenkirche zum Gebet versammelte. Neben einem restaurierten Altar und einem Brunnen für Weihwasser beinhaltet dieser Gebetsraum auch einen zugeschütteten Fluchttunnel, welcher in der damaligen Zeit auch nötig war. In dieser Kirche werden heute noch Messen abgehalten. Des weiteren sind in Antakya vertreten: Eine katholische Kirche, die leicht zu übersehen ist (,jedoch ein für das Auge sehr entzückendes Leckerbissen darstellt), die orthodoxe Kirche, dessen Tür für interessierte Besucher stets geöffnet ist und eine neu erbaute protestantische kam kürzlich hinzu.

Eine perfekte Aussicht auf Antakya bekommt man, wenn man auf die alte Zitadelle (besteht nur noch aus Ruinen) fährt, die sich auf dem Berg befindet. Hier wird man von einem alten weisen Mann begrüßt, der die Anlage Überwacht und Touristen in Empfang nimmt, man sollte sich nicht wundern, wenn man ein Fernglas angeboten bekommt, um die Aussicht zu geniessen. Ausserdem kann man sich da in einem Gästebuch verewigen.

Die Leute aus Antakya erholen sich in den langen Sommermonaten im ca. 5 km entfernten Harbiye, das mit seinen vielen Wasserquellen die gesamte Stadt Antakya mit Wasser versorgt. Das Felsquellwasser aus Harbiye und die riesigen Lorbeerbäume der Umgebung kühlen dieses Tal auf eine angenehme Temperatur. Nach einer Legende soll hier einst Kleopatra geheiratet haben. Wir selbst sind an manchen Wochenenden auch dort, um zu grillen. Ganz in der Nähe dazu befindet sich ein künstlich angelegter See, der von Nadelbäumen umschlossen ist.

 

Umgebung und Meer

 

Man sollte nicht vergessen, dass Antakya nicht weit vom Meer entfernt liegt. Nach 20 Minuten mit dem Auto gelangt man nach Samandagi. Dieser kleine Ort liegt direkt am Meer, wo die Leute aus Antakya und Umgebung baden. Von hier aus kommt man schnell (5min) nach Cevlik, wo man zuallererst den Titus-Tunnel zu einer kleinen Entdeckungsreise begehen sollte. Auf den Spuren von Kaiser Titus/Vespasian gelangt man durch eine Schlucht und anschließend durch einen dunklen Tunnel ( doch Vorsicht, zeitweise kann man seine eigene Hand nicht vor Augen sehen). Danach verliert sich die Schlucht in den Bergen. Vor dem Tunnel befindet sich eine Felsenbrücke, sowie eine in den Felsen gehauene Treppe, die zu einer antiken Begräbnisstätte führt. Nach der Rückkehr von der Entdeckungsreise, kann man sich im Meer erfrischen. Im wesentlichen gibt es drei Strände, wo man schwimmen kann: Der Strand direkt an Samandagi, der Strand von Cevlik und die Buchten bei Meydan. Wir bevorzugen Meydan, da es dort Buchten gibt, die nicht einmal die Einheimischen kennen und dieser Strand im Gegensatz zu den beiden erstgenannten immer sauber ist. Doch der Weg dorthin ist sehr beschwerlich wofür man jedoch belohnt wird, denn man wird der einzige Badende sein. Nach Meydan gelangt man wenn man der Landstraße nach Samandagi folgt. Direkt am Ortsschild biegt man nach links, in Richtung Yayladagi ab und folgt der Beschilderung. Diese Bilder sprechen für sich.

 

Verschiedene Gesichter in Antakya

 

Die Bevölkerung in Hatay/Antakya ist extrem heterogen und ist keinesfalls typisch türkisch. Wer genau hinhört wird feststellen, dass in den Strassen, Basars und Dörfern arabisch gesprochen wird. Antakya besteht zum größten Teil aus „arabischen Türken“, die den Aleviten zuzuordnen sind. Antakya besitzt auch über eine beachtliche Gemeinde arabischer Christen , welche Ihre Gottesdienste ebenfalls in arabischer Sprache abhalten und der katholischen und der orthodoxen Kirche zuzuordnen sind. Antakya ist auch Pilgerstätte für viele Christen aus der ganzen Türkei, da hier wie schon erwähnt die erste christliche Gemeinde entstand. Antakya ist ein echtes Beispiel für ein multikulturelles Zusammenleben vieler verschiedener Kulturen in Frieden, was auch keiner Illusion entspricht, sondern Realität widerspiegelt: Aleviten, Sunniten, griechisch-, syrisch- und armenisch- Orthodoxe, Katholiken, Protestanten, Türken, Araber, „Turkoaraber“ (Was guckst Du?-mässig), Juden … und etwaige Kombinationen aus solchen, dessen Summe die einzigartige Atmosphäre dieser ruhigen Mittelmeer – Stadt an der Südküste der Türkei ihr Antlitz verleihen.

 

Lieber Leser, liebe Leserin, wenn Du selbst aus Antakya (und Umgebung kommst) hoffen wir, dass Du dich in diesem Text wiederfindest. Wenn Du nicht aus Antakya kommst, hoffen wir, dir einen interessanten Einblick unserer Heimatstadt vermittelt zu haben.

 

Quelle:

Euer Askarclub

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