Religion

Die Rolle der Frau in den monotheistischen Religionen

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Kommunikation als gesellschaftliche Verantwortung

 

von Frau Emely Abidin

 

Kommunikation bedeutet für mich Austausch von Erfahrungen und Kenntnissen. Sie sind Impulse für die Entwicklung jedes einzelnen von uns.
Nach meinem Menschenbild hat jeder dem anderen etwas zu geben und von jedem etwas zu erhalten!
Wir befinden uns in Deutschland in einer Zeit und an einem Ort, die geprägt sind von einem gesellschaftlichen Wohlstand und einer bunten Völkerdurchmischung.

 

Leider erkenne ich eine Unverhältnismäßigkeit zwischen den vielen aktiven Bemühungen sozialer Art für gegenseitige Verständigung und der unbewussten Aufrechterhaltung der Isolation innerhalb der einzelnen Gruppen, die hauptsächlich auf Berührungsängste zurückzuführen sein müssen.

 

Mit dieser Diskrepanz können Probleme nicht gelöst werden.Wir haben eine Reihe von Problemen, die uns alle betreffen, z.B. die Misshandlung von Kindern und häusliche Gewalt gegenüber Frauen.

 

Die Frau im Islam, in der Theorie und in der Praxis

 

Der Islam fordert Verantwortung für sich selbst, was eine Mündigkeit zu einem selbstbestimmten Leben voraussetzt. Zum Schutz der Frau sind dazu einige rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen. Z.B.:

 

·  Für die Gültigkeit einer Eheschließung muss die Frau zustimmen.

 

·  Die Frau behält ihren Besitz für sich, auch ihr Gehalt bei Erwerbstätigkeit.

 

·  Sie hat Anspruch auf Stillgeld.

 

·  Weiter hat sie Anspruch auf 2 Diener: einen für den Haushalt, einen für ihre persönlichen Wünsche. Sie ist nicht verpflichtet, den Haushalt zu führen und die Kinder zu versorgen.

 

·  Die Frau kann sich scheiden lassen.

 

·  Zum Schutz vor Erniedrigung kann sie sich sexuell verweigern, wenn sie keine Befriedigung erlebt.

 

·  Um keinerlei Verpflichtungen dem Mann gegenüber einzugehen, kann sie eine gemeinsam vereinbarte Ehe auf Zeit schließen, was auch den Mann von der Verpflichtung der Versorgung entlastet. Beide umgehen mit dieser Form der  Eheschließung, die übrigens im Koran als Genußehe bezeichnet wird, eine Scheidungsprozedur.

 

In der Praxis geht es allerdings ganz anders zu. Hier einige Beispiele:

 

· Zwangsverheiratungen

 

· Kein eigenes Konto bei Verdienst

 

· Das Stillgeld ist völlig unbekannt.

 

· Die Haushaltsführung und die Versorgung der Kinder sind überall Frauenensache.

 

· Bei der Eheschließung wird nicht auf das Scheidungsrecht hingewiesen, was für die Anwendung vorher im Ehevertrag schriftlich fixiert sein muss. Das gilt auch für die Polygamie: sobald eine Zweite antreten soll, kann die Erste ihre Ehe auflösen.

 

· Frauen lassen sich sexuell in ihren vier Wänden eine Menge gefallen, damit sie bei Verweigerung kein Fluch der Engel einholt.

 

· Die Zeitehe gilt bei den 90% Muslimen sunnitischer Richtung als verboten, weil der Kalif Omar dieses Verbot aussprach. Frauen wird damit die Chance zur Selbständigkeit erschwert.

 

Die Praxis ist geprägt von Hierarchisierung und Kontrolle, vom traditionellen Bild der Frau als Untergebene und Dienerin des Mannes. Man könnte den Heiratsvertrag als einen Arbeitsvertrag ohne Vergütung bezeichnen.

 

Eigentlich sind Männer und Frauen damit nicht glücklich. Es fehlt der Mut zur konsequenten Emanzipation.

 

Wir sollten uns fragen, warum gerade Religionen immer wieder Fanatismus und Rassismus produzieren, obwohl doch das Wesen von bewusster Gläubigkeit sich auf Liebe und Mitgefühl stützt, um die Würde und das Lebensrecht jedes Einzelnen zu bewahren. Imam Ali, der 4. Kalif sagte einmal:

 

Behandelt die Menschen respektvoll und liebevoll, denn entweder sind sie Muslime und eure Glaubensgeschwister oder sie sind Nichtmuslime und eure Schöpfungsgeschwister.

 

Die Beziehung

 

Das Kostbarste und deshalb auch Wichtigste im Leben sind körperliche und geistige Gesundheit und eine glückliche Liebesbeziehung aus der neue Menschen erwachsen. Es ist für mich unglaublich mit welcher Ignoranz wir der Partnerschaft und Elternschaft gegenüberstehen: jeder darf ohne Vorbereitung eine Beziehung beginnen und Mutter oder Vater werden ohne irgendeine spezifische Qualifikation, die sich auf das eigene Wohl als auch auf das des Kindes bezieht.

 

· Für die Optimierung der Integration von Migranten sollen diese die Landessprache erlernen.

 

· Orthodoxe Juden schließen eine Ehe erst nach einem Gentest aus dem hervorgeht, dass die Nachkommen genschadenfrei sind. (FAZ v. 30.10.05)

 

· Manager müssen eine erworbene Qualifikation nachweisen, bevor sie ein Unternehmen leiten.

 

· Dienstleister jeglicher Art ebenfalls.

 

Die Anforderungen an einen Manager, dessen Unternehmen erfolgreich sein soll, werden an keine Elternschaft gestellt.

 

Man verlässt sich im Schutzraum der familiären Privatsphäre für Partnerschaft und Elternschaft auf traditionell Übernommenes und gesellschaftlich Vorgegebenes.

 

Erzieher und Lehrer haben es dabei nicht leicht, dieses fundamentale Defizit auszugleichen. Ein Defizit, das sich bei den Heranwachsenden niederschlägt in den fehlenden Kommunikativen Kompetenzen vielfältigster Art.

 

Ursachenforschung und Prävention

 

Mehr als Symptombehandlung für unsere Mißstände brauchen wir systematische Ursachenforschung und Präventionswillen, d.h. die innere Bereitschaft die Realität wahrzunehmen und zu gestalten.

 

Was die von Männern ausgeübte Gewalt angeht, schlägt der Kultur-und Sozialanthroploge Werner Schiffauer Männerforschung vor: Man muss dringend Männerforschung betreiben, denn es sind ja Männer, die mit ihrer Situation nicht klarkommen, wenn sie gewalttätig werden. (Taz v. 17.10.05)

 

Ich schlage für die größte Verantwortung, die ein Mensch trägt, die institutionalisierte Bildung und die konsequente Unterstützung von Müttern vor, jenen Menschen in deren Macht und Vermögen das Wohl oder der Untergang der Menschheit liegen.
Mit dem Berufsstand „Mutter“ könnten wir uns viel Leid ersparen.

 

Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) wiederholte am Ende seiner Abschiedsrede dreimal den Männern zugewandt: seid gut zu euren Frauen!!! Denn er kannte die Hintergründe, Zusammenhänge und langfristigen Folgen bei Nichtbeachtung des Respekts vor Frauen.

 

Ich kenne nur sehr wenige Männer, die es sich zu ihrer obersten Priorität gemacht haben, in einer Beziehung ihre Frau glücklich zu machen. Vielmehr werden Kommunikationsstörungen als etwas Dazugehöriges hingenommen; auf Kosten von dauerhaften, wachsendem Verständnis füreinander und auf Kosten des Wohls der Kinder. Dabei empfiehlt der Koran, dass man entweder in Güte zusammenlebt oder sich in Güte trennt (2/228 und 2/230).

 

Ich erlebe Frauen heute in einer sehr oft verzweifelten und resignierten Weise und manchmal in einer ihr unwürdigen Weise als psychisches Wrack und Versorgungsmaschine, die unaufhörlich zu funktionieren hat.

 

Dabei stehen sie dem Schöpfer wegen ihrer Lebensspendenden Fähigkeiten am nahesten, haben aber zwischen sich und dem Schöpfer im Unterwerfungsglauben Andere gestellt: Väter, Ehegatten, Gelehrte.

 

„Der Beste unter euch ist der, der für die Menschen am nützlichsten ist“ ist ein Ausspruch des Propheten Muhammed (Friede sei mit ihm).

 

Ich frage mich, wie nützliche Menschen von Müttern hervorgehen sollen, die sich einerseits in der traditionellen Rolle als entmündigte Haussklavin befinden und andererseits einer Ausbildung entbehren jenseits ihrer Funktion als Versorgungsmaschine?!

 

Emely Abidin 4. November 2005

 

Quelle: Aypa TV

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