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SPIEGEL: Wie der Fall einer Zwölfjährigen Wien aufwühlt

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In der österreichischen Hauptstadt sollen 17 Verdächtige eine Zwölfjährige immer wieder sexuell missbraucht haben. Obwohl die Ermittlungen noch laufen, sind die mutmaßlichen Täter auf freiem Fuß.

DER SPIEGEL> »Wir müssen über die Ursachen reden, wie solche schrecklichen Taten überhaupt möglich sind mitten in unserem schönen Wien.« Birol Kilic, Vorsitzender der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich

Offensichtlich begann das Mädchen eine LiebesbMigrationsbiografieder Jugendlichen, von einem ersten Kuss in einer Tiefgarage nahe dem Hauptbahnhof schreiben österreichische Medien. Dieser Freund habe mit allen anderen Verdächtigen in Kontakt gestanden, heißt es vonseiten der Behörden. Fast alle der mutmaßlichen Täter sollen schon einschlägig bekannt gewesen sein. Die Verdächtigen sollen in Gewalt- und Eigentumsdelikte verwickelt sein, wegen Sexualstraftaten scheint aber noch keiner auffällig geworden zu sein. Inzwischen hat sich der Anwalt eines 15-jährigen Beschuldigten geäußert. Angeblich soll alles ohne Zwang abgelaufen sein, sagt der Anwalt im Namen seines Mandanten. Und das Mädchen habe angeblich angegeben, deutlich älter zu sein. Eine Anfrage des SPIEGEL ließ die Kanzlei des Rechtsbeistandes bislang unbeantwortet. Auch die »Kronen Zeitung« schreibt, dass einige der Verdächtigen behaupten, die Zwölfjährige habe freiwillig mit ihnen geschlafen. »Ich habe sie nicht festgehalten«, soll einer der Jugendlichen bei seiner amtlichen Vernehmung ausgesagt haben.

Der Bezirk Favoriten galt schon seit Kaisers Zeiten als Gegend der sozial Schwächeren, eine Arbeiterhochburg. Das Viertel ist inzwischen migrantisch geprägt, nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich hier viele Neuankömmlinge an, etwa aus dem damaligen Jugoslawien und aus der Türkei.

Tatverdächtige und Opfer wohnen im selben Viertel

Nicht zuletzt diese seit teils mehreren Generationen ansässigen Wiener alarmiert der Missbrauchsfall: »Wir verurteilen diese schrecklichen Taten aufs Schärfste«, sagt Birol Kilic, der der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich (TKG) vorsteht.

Er will seine Aussagen als allgemeingültig verstanden wissen und nicht insinuieren, das betroffene Mädchen hätte eine Migrationsbiografie.

Der Fall müsse unabhängig von Nationalitäten schnell und vollständig aufgeklärt werden. »Da darf nichts unter den Teppich gekehrt werden«, sagt Kilic dem SPIEGEL. »Wir müssen aber auch über die Ursachen reden, wie solche schrecklichen Taten überhaupt möglich sind mitten in unserem schönen Wien.« Kilic spricht davon, dass die Anwesenheit einer größeren Anzahl von unbegleiteten jungen Männern aus Kriegs- und Krisengebieten solche Vorfälle wahrscheinlicher machen.  Diese Migranten sind seiner Meinung nach durch traumatische Erlebnisse besonders anfällig dafür, sich nicht an Regeln, Gesetze und lokale Traditionen zu halten. »Diese Jugendlichen lungern ohne Beschäftigung in unseren Straßen, Parks und U-Bahn-Stationen herum«, sagt Kilic. »Hier findet keine Integration statt.« Viele Wiener Familien mit migrantischen Wurzeln fühlen sich demnach schon länger unwohl mit dieser Entwicklung“ sagt TKG-Chef Kilic mit Blick auf den aktuellen Missbrauchsfall.“ ( Spiegel,07.03.2024)

Quell: https://www.spiegel.de/panorama/justiz/wien-zwoelfjaehrige-mutmasslich-ueber-monate-missbraucht-da-darf-nichts-unter-den-teppich-gekehrt-werden-a-93a2fdf0-2ec0-4ca2-a5aa-a9a8025d21bc

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