Endlich sind wir dort angekommen, wo wir es verdient haben und feiern müssen. Feiern Sie mit! „Die letzten Tage der Menschheit“ beim Salzburger Festival. Manchmal mit Applaus, manchmal mit Herzschmerzen.
Die türkische Qualitätszeitung „Cumhuriyet (Die Republik)“ hat am 10. August 2025 einen Artikel mit dem Titel „Die letzten Tage der Menschheit wurden beim Salzburger Festival bejubelt!“ veröffentlicht. Der Artikel wurde von dem Obmann der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich (TKG) auf Türkisch zusammengefasst.
Die TKG hat den Artikel übersetzt.
Cumhuriyet, Seite 2, Sonntagsartikel von Birol Kılıç, Wien
Etwa 270 km von Wien entfernt finden derzeit die Salzburger Festspiele statt. Sie gelten als eine der weltweit renommiertesten, traditionsreichsten und prestigeträchtigsten Veranstaltungen im Bereich der klassischen Musik, der Oper, des Theaters und der darstellenden Künste. Für die 174 Vorstellungen wurden 222 500 Tickets verkauft. Es begann am 18. Juli und enden am 31. August.
Für die Salzburger Festspiele wird in der Regel elegante Kleidung erwartet. Männer sollten dunkle Anzüge oder Smokings tragen, Frauen Abendkleider oder elegante Kostüme. Das Festival ist ein kultureller Treffpunkt, der jedes Jahr Kunstliebhaber und Künstler aus aller Welt zusammenbringt.
Die Tatsache, dass das Festival in Salzburg stattfindet, wo Mozart, eines der größten Genies der klassischen Musik, einen Großteil seines Lebens verbrachte, ein dramatisches Ende fand und schließlich auf dem Armenfriedhof der Stadt beigesetzt wurde, verleiht dem Salzburger Festival eine besondere Bedeutung.

Die letzten Tage der Menschheit. © Tommy Hetzel
Die Sinnlosigkeit des Krieges
„Die letzten Tage der Menschheit” ist eines der Meisterwerke des österreichischen Schriftstellers, Journalisten, Essayisten und Kritikers Karl Kraus (1874–1936).
Das großartige Theaterstück in Form einer satirischen Dramatik setzt sich auf absolut faszinierende Weise anhand von Zeitungsartikeln und Propagandatexten aus dieser Zeit mit den Schrecken und der Sinnlosigkeit des Ersten Weltkriegs auseinander. Mit einem kritischen Blick auf die schillernden Seiten der menschlichen Natur entführt es den Zuschauer auf eine atemberaubende Reise.
Das zwischen 1915 und 1922 verfasste Werk präsentiert in über 200 Szenen die Fragwürdigkeit des Krieges und die damit einhergehende Verharmlosung durch die Gesellschaft. In diesem Werk übt Kraus scharfe Kritik an der von ihm als mangelnde Aufklärungsarbeit seitens der Politik und der Medien sowie an der apathischen Haltung der Bevölkerung charakterisierten Situation. Gegenstand der Untersuchung ist die Kriegspropaganda der Medien während des Ersten Weltkriegs. Gegenstand der Kritik ist Kaiser Wilhelm II., den er als Fantast bezeichnet. Dieser habe das Osmanische Reich ( Enverland Politik) in den Krieg geführt und das Österreichisch-Ungarische Reich – und damit die Welt – in großes Unheil gestürzt.
Die Inszenierung von Dušan Pařízek k zieht Parallelen zu Themen wie Desinformation, Populismus und Kriegstreiberei und regt das Publikum zum Nachdenken über die heutige Welt an. Kraus’ Werk ist somit nicht nur eine Kritik am Krieg, sondern auch eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur.

Die letzten Tage der Menschheit. © Tommy Hetzel
Wie im Vorwort erwähnt, sind die „unglaublichsten Dialoge in diesem Stück wortwörtlich wiedergegeben; die eindrucksvollsten Erfindungen sind direkte Zitate”. Berücksichtigt man die im Stück aufgestellte Behauptung, dass wir uns derzeit in einem hybriden Dritten Weltkrieg befinden, lassen sich tiefe Parallelen zur heutigen Zeit ziehen.
Das epische Theaterstück „Die letzten Tage der Menschheit” von Karl Kraus, das im weltberühmten Salzburger Festspielhaus aufgeführt wurde, erzählt vom Zusammenbruch der alten Ordnung während des Ersten Weltkriegs. Dabei erinnert es an die nahende Apokalypse im Jahr 2025, die Sehnsucht nach der Vergangenheit und insbesondere den materiellen und moralischen Verfall in allen Bereichen.
Wir alle wissen, dass die heutige Welt, die europäische Weltordnung und die Weltordnung ein Kind des grausamen und unnötigen Ersten Weltkriegs sind. Karl Kraus hat uns in seiner Zeit als kritischer Geist mit einem satirischen Drama aus den Fakten von 1914 bis 1922 davon erzählt. Wir durften einen Höhepunkt seines Dramas mit dem Titel „Die letzten Tage der Menschheit” in einer interessanten Interpretation von David Parizek erleben.
Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs zeigen sich bis heute in vielfältiger Weise. Sie haben unter anderem den Zweiten Weltkrieg und den de facto dritten Hybrid-Weltkrieg im Nahen Osten, in Europa und in der Welt verursacht. Dieser Krieg manifestiert sich heute in vielfältigen Formen, auch jenseits physischer Gewalt, etwa in der KI-Zeit und den sozialen Medien. Dies ist für uns alle eine Herausforderung. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir die Auswirkungen von Kriegen auch auf unserer psychischen Gesundheit zu spüren bekommen. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass diese Kriege uns potenziell „auf den Fersen“ sind.

Die letzten Tage der Menschheit. © Tommy Hetzel
Warum hat uns diese erschütternde Darstellung in Salzburg so beeindruckt?
Die epische und dramatische Natur des Stücks verleiht ihm eine erschütternde Wirkung, da es den Anfang und das Ende einer Apokalypse beschreibt, die wir als Gesellschaft nicht mehr erleben wollen, obwohl wir de facto wieder mitten in einer solchen befinden.
Das satirisch-tragische Stück lässt zudem die Worte Leonard Cohens in diesem Zusammenhang aufleben.
„Jeder weiß, dass das Schiff sinkt. Jeder weiß, dass der Kapitän lügt. Und jeder weiß, dass die Würfel gezinkt sind.”
Aus Salzburg, einer Stadt in Österreich, die geografisch weit entfernt von der Türkei liegt, verspüre ich eine tiefe Traurigkeit bezüglich der Entwicklungen in der Türkei.
Der vorliegende Niedergang wird von allen mit Aufmerksamkeit verfolgt. Dies erweckt den Eindruck, dass alle Beteiligten sich in einer fluchtartigen Situation befinden. Kommt zur Besinnung! Ihr seid in eurer letzten Heimat und im letzten Hafen, der Türkei. Das ist eure letzte Heimat!
Quelle:
https://www.salzburgerfestspiele.at/blog/zur-produktion-die-letzten-tage-der-menschheit#&gid=1&pid=1