Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) fordert Schutz für syrische Alawiten in Muğla-Ula und ruft die Türkei sowie internationale Institutionen auf, dem Non-Refoulement-Prinzip zu folgen.
Der Verband der zeitgenössischen Juristen in der Türkei (Çağdaş Hukukçular Derneği), Bezirksstelle İzmir, teilte mit, dass 22 Personen aus der alawitischen arabischen Minderheit Syriens, die vor der Verfolgung durch HTS geflohen und in die Türkei geflüchtet waren, rechts
widrig im Rückführungszentrum Muğla-Ula festgehalten würden. Der Verband erinnerte daran, dass die Türkei die Verpflichtung hat, syrische Staatsangehörige aus der alawitischen Gemeinschaft, die systematischen Massakern durch die HTS-Gewaltherrschaft in Syrien ausgesetzt sind, nicht zurückzuführen.
Die Bezirksstelle İzmir des Verbandes der zeitgenössischen Juristen in der Türkei (Çağdaş Hukukçular Derneği) gab bekannt, dass im Rückführungszentrum Muğla-Ula mindestens 22 syrische Asylsuchende aus der alawitischen arabischen Minderheit unter administrativer Aufsicht festgehalten werden. Es wurde mitgeteilt, dass diese Personen aus Gebieten geflohen sind, die von der bewaffneten Gruppe Heyet Tahrir el-Şam (HTS) kontrolliert werden, weil sie der alawitischen Glaubensgemeinschaft angehören. HTS sei eine radikale dschihadistische Gruppierung, die während des syrischen Bürgerkriegs insbesondere durch Angriffe und Massaker an der alawitischen Gemeinschaft bekannt geworden sei. Laut internationalen Menschenrechtsberichten habe die von HTS eingerichtete Übergangsverwaltung durch ihre bewaffneten Kräfte mindestens tausende — tatsächlich aber zehntausende — alawitische Zivilisten getötet; Kämpfer hätten von Tür zu Tür gezogen und Zivilpersonen nach ihrer Religionszugehörigkeit befragt, Wertgegenstände geplündert und Gewalt in Verbindung mit Beschimpfungen gegenüber Alawiten ausgeübt; ferner seien weitverbreitete sexuelle Gewalttaten gegen Frauen dokumentiert sowie Entführungen von Frauen und Kindern zur Versklavung und zum Menschenhandel.
Der Verband betonte, dass die Türkische Republik nach nationalem Recht wie auch nach den völkerrechtlichen Verträgen, denen sie beigetreten ist, verpflichtet sei, niemanden in die Gefahr der Verfolgung zurückzuführen. Nach dem Grundsatz des Nicht-Zurückweisens (non-refoulement) sei es verboten, eine Person auszuweisen, wenn dargelegt werde, dass ihr bei Rückkehr ins Herkunftsland Lebensgefahr drohe. Daher sei die Situation der im Muğla-Ula-Rückführungszentrum administrativ Inhaftierten — darunter auch Kinder — rechtlich untragbar.
Der Verband der zeitgenössischen Juristen richtete folgende Forderungen an die Behörden:
• Die administrativen Aufbewahrungsentscheidungen bezüglich der mindestens 22 syrischen Asylsuchenden im Muğla-Ula-Rückführungszentrum sind unverzüglich aufzuheben.
• Die Asylverfahren sind in den Fällen, in denen berechtigte Furcht vor Verfolgung vorliegt, umgehend zu bearbeiten und den Betroffenen vorläufiger Schutzstatus zu gewähren.
• Die Behörden müssen im Einklang mit nationalem und internationalem Recht ihre Verantwortung wahrnehmen und dem Grundsatz des non-refoulement entsprechen.
Türkische Kulturgemeinde in Österreich
(TKG — Think-Tank Warnung)
Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG Think Tank) erklärte, dass die in Muğla-Ula festgehaltenen syrischen, arabisch-alawitischen Asylsuchenden wegen der von der HTS ausgehenden Verfolgung und Gewaltrisiken dringend zu schützen sind. Der Verein forderte die Türkei und internationale Institutionen dazu auf, dem Grundsatz des Non-Refoulement Folge zu leisten und umgehend Maßnahmen zum Schutz der Asylsuchenden zu ergreifen.
Die Avusturya Türk Kültür Cemiyeti (TKG) ist kurz TKG genannt und widmet sich neben Menschenrechtsfragen insbesondere der demokratischen Aufklärung über Ungerechtigkeiten gegenüber der türkischen Gemeinschaft in Österreich. In einer Pressemitteilung mit dem Titel „Diesen Menschen ist umgehend beizustehen!“ erklärte die Organisation: „Nach unseren vorliegenden Informationen sind die unten namentlich genannten Personen in Syrien allein aufgrund ihrer alawitischen Glaubenszugehörigkeit der Gefahr von Massakern, Vergewaltigung und allen Formen unmenschlicher Behandlung ausgesetzt. Nachfolgend legen wir die Quellen dar. In der Welt und in der Türkei gibt es Geschäftsleute, NGO-Vertreterinnen und -Vertreter, Politikerinnen und Politiker sowie Medienschaffende alawitisch/schiitischer arabischer Familien, die aus Syrien und dem Libanon stammen. Unsere Aufforderung an diese Personen lautet: Zunächst sollten sie als Stimme jener alawitisch-arabischen Syrerinnen und Syrer auftreten, die seit November 2024 bis heute Opfer von Massakern geworden sind. Sie kennen die Lage am besten. Wir, als TKG, stehen nicht in direkter Verbindung zur Region; wir betrachten den Sachverhalt als ein Menschheitsdrama, das sich wenige Kilometer hinter der türkischen Grenze abspielt. Ausländische Nachrichtendienste, die in der Türkei aktiv sind, könnten diese Entwicklungen nutzen und es besteht die Möglichkeit, dass die HTS-Herrschaft den alawitischen Genozid auf die Türkei überträgt. Es sind Maßnahmen nötig, um dies zu verhindern. Warum schweigen in Österreich und in der EU prominente, erfolgreiche Menschen angesichts einer möglichen Migration aus der Hatay-Region? Haben sie Angst oder sind sie opportunistische Intellektuelle, die nur von Menschlichkeit, Integration und Schönheit am Tisch sprechen?“
Der Text fährt fort: „Man erinnere sich daran, dass PKK/YPG/PYD einst angeblich gegen den IS gekämpft haben; warum zeigt sich heute keine Solidarität gegen die IS-Ableger al-Nusra (HTS-Bezeichnung) bei der in Syrien gegen Alawiten verübten Gewalt? Sind in der Türkei und im Ausland politisch aktive kurdische Kräfte sowie einige Alawitinnen und Alawiten mit dieser Situation nicht beunruhigt? Dies ist ein Menschheitsdrama. Unabhängig von unserer Identität dürfen wir gegenüber den systematischen Gewaltakten und Massakern, die seit November 2024 von der HTS (Heyet Tahrir el-Şam) ausgehen, nicht schweigen. Millionen Menschen in der Türkei — Sunniten, Aleviten, Kurden, Zazas, Albaner — werten diese Massaker als eine Fortsetzung einer 500-jährigen Gewalttradition. Wir verlangen von der Türkischen Republik, dass die Regierung konkrete Maßnahmen ergreift, die den Bürgerinnen und Bürgern Sicherheit gegenüber den von HTS, Daesh/ISIS und ähnlichen Strukturen ausgehenden Risiken vermitteln. Die Lage darf nicht beschönigt werden; unser Ziel ist es, die Öffentlichkeit aufzuklären und zu verhindern, dass die Türkei über Syrien in Chaos und sektiererische Konflikte hineingezogen wird. Die Devise ‚Der Gürtel reißt, wir behalten es für uns‘ ist hier falsch; Menschenleben und Menschenwürde müssen geschützt werden.“
Der TKG-Text schließt: „Die türkischen Behörden dürfen insbesondere nicht durch Maßnahmen den Eindruck erwecken, sie würden zwei syrische alawitische Araber an HTS-Unterstützer oder an eine HTS-Herrschaft ausliefern. Die Regierung sollte umgehend den Grenzübergang Yayladağı öffnen, damit Menschen, die nur wenige Kilometer entfernt in Lāzkiye (Latakia) leben, humanitarian geschützt werden können. Es muss ein Ende gesetzt werden den durch HTS/selefistisch-wahhabitische Herrschaft begangenen Massakern, Vergewaltigungen, sexueller Versklavung, Plünderungen von Eigentum, Zwangsumsiedlungen und Hungersnot. Die Türkische Republik muss diesem Menschheitsverbrechen ein Ende setzen. Die in Syrien lebenden alawitischen Araber vertrauen auf die Gründungsprinzipien der modernen Türkischen Republik und auf Millionen Verwandte in Hatay und Umgebung , die in der Türkei leben — dieses Vertrauen ist berechtigt.Wir hegen Respekt und Vertrauen gegenüber der Türkischen Republik und ihren Bürgerinnen und Bürgern. Vorstehendem Text und in diesem Vertrauen setzen wir hiermit unsere Unterschrift unter die nachfolgende offene Erklärung:
Betreff: Zur Situation der im Rückführungszentrum Muğla-Ula in der Türkei festgehaltenen syrischen Personen. Die derzeit identifizierten alevitisch-syrischen Asylsuchenden, die unter der HTS-Regierung vergewaltigt, massakriert und Pogromen ausgesetzt waren und deswegen geflüchtet sind: (Namen und Angaben):
Sehr geehrte Damen und Herren,
uns liegt die Information vor, dass im Rückführungszentrum Muğla-Ula in der Provinz Muğla in jüngster Zeit zahlreiche Personen syrischer Staatsangehörigkeit festgehalten werden, unter ihnen zahlreiche Kinder. Nach unseren Erkenntnissen gehören insbesondere mehrere der unten namentlich aufgeführten Personen der alawitischen Glaubensgemeinschaft an.
Angesichts der gegen die alawitische Gemeinschaft in Syrien bestehenden Lage und der breit dokumentierten Menschenrechtsverletzungen besteht bei einer Rückführung das Risiko von Tod, Folter oder sonstiger grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung. Daher ist gemäß Artikel 4 des Gesetzes Nr. 6458 über Ausländer und internationalen Schutz das Rückweisungsverbot (non-refoulement) zu beachten; die individuelle Situation jeder einzelnen Person muss detailliert geprüft und Rückführungen sind entsprechend auszusetzen.
Die derzeit identifizierten alevitisch-syrischen Asylsuchenden, die unter der HTS-Regierung vergewaltigt, massakriert und Pogromen ausgesetzt waren und deswegen geflüchtet sind: (Namen und Angaben):
Bezüglich der arabischen Alawiten aus Syrien, die in Muğla Ula Zuflucht gesucht haben, sind uns die türkischen und arabischen Namen, Nachnamen und Geburtsdaten aus der EU-Kommission in Brüssel zugegangen. Die Vornamen wurden abgekürzt, die Nachnamen entfernt. Das Alter reicht von vier kleinen Kindern bis zu 45 Jahren.
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Wir bitten um Kenntnisnahme, um unverzügliche Durchführung der erforderlichen Prüfungen und Maßnahmen sowie um Übermittlung von Informationen zu allen weiteren Entwicklungsschritten in dieser Angelegenheit.
Hochachtungsvoll,
Türkische KULTURgemeinde in Österreich (TKG Think Tank)
Avusturya Türk Kültür Cemiyeti (TKG Think Tank)
Wien, 23.10.2025
Verifizierte und einschlägige Quellen (URLs)
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Çağdaş Hukukçular Derneği İzmir Şubesi — Filialen:
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UN und Gewalt gegen die Alawiten in Syrien — Al Jazeera (Bericht):
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UN-Sicherheitsrat — Pressemitteilung : HTS
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Yeni Vatan — „UN: In Syrien wurden Kriegsverbrechen gegen die alawitische Minderheit begangen“:
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PİRHA Nachrichtenportal — Erklärung des Verbandes der zeitgenössischen Juristen:

Screenshot
Weitere Referenzen:
• HRW-Bericht: „Are you Alawi? Identity-Based Killings During Syria’s Transition“ — detaillierte Informationen (HRW)
https://www.hrw.org/report/2025/09/23/are-you-alawi/identity-based-killings-during-syrias-transition
• Bericht der britischen Regierung: „Country policy and information note: Alawites and actual or perceived Assadists, Syria, July 2025“ — UK Gov ( Delete-Wyoming?)
https://www.gov.uk/government/publications/syria-country-policy-and-information-notes/alawites-and-actual-or-perceived-assadists-syria-july-2025
• Reuters-Recherche: „How Syrian government forces and factions are linked to the mass killings of Alawites“ — Reuters
• USCIRF-Dokumentation: „2022 Factsheet – HTS-Syria“ — USCIRF (PDF)
https://www.uscirf.gov/sites/default/files/2022-11/2022%20Factsheet%20-%20HTS-Syria.pdf
UN News – Offizielle Zusammenfassung der Rede:
https://news.un.org/en/story/2025/09/1165940