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TKG erwartet Deeskalation der Wörter zwischen Österreich und der Türkei

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Die „Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG)“ erwartet sich von beiden Seiten eine zügige Deeskalation. Unser Lebenszentrum ist in Österreich und wir als TürkInnen möchten nicht wegen dem Nahostkonflikt von PolitikerInnen pauschalisiert und unter dem Vorwand „Kritik“ satanisiert werden und auch nicht aus der Türkei voreingenommen werden.

Es ist für uns sehr bedauerlich, dass hier Repräsentanten der Republik Österreich und der Republik Türkei unglückliche Worte bezüglich des Israel-Palästinenser/Hamas Konflikts gewählt und gegeneinander verwendet haben. Einen Kollateralschaden in der Innenpolitik kann man leichter korrigieren, als in der Außenpolitik.

Es steht jedem souveränen Staatsrepräsentanten frei, die Fahnen eines anderen Staates als Symbol der Solidarität zu hissen. Dies ist vom Ausland zur Kenntnis zu nehmen und maximal zu notieren, aber nicht zu verdammen bzw. zu verfluchen. Die Republik Österreich hat hier aufgrund der historischen Vorgeschichte im Zweiten Weltkrieg eine gewisse Verpflichtung gegenüber dem Staat Israel und seinem Volk, als einziges jüdisches Land. Außerdem hat die Republik entsprechend den universalen Menschenrechten zu handeln und sollte gemäß der internationalen Diplomatie neutral bleiben.

Ob diese Idee, die israelische Fahne zu hissen, innen- und außenpolitisch eine gute war, lässt sich bezweifeln. Damit verlässt Österreich leider seine politische Neutralität, Glaubwürdigkeit und Brückenbauerfunktion bezüglich des Nahostkonflikts sehr rasant. Man kann Pro-Israel sein und auch die israelischen Interessen, in diesem Fall zu Recht, vertreten, ohne dabei eine Flagge zu hissen.

Die pauschalisierende Aussage von Innenminister Nehammer über türkische Aktivisten und dass die Türkei eine „unrühmliche Rolle“ habe, stellt alle TürkInnen in Österreich unter Generalverdacht. Es gießt de facto noch mehr Öl ins Feuer des Nahostkonfliktes.

Wir erwarten von den österreichischen PolitikerInnen eine nicht-pauschalisierende Haltung gegenüber Menschenn, die seit mehr als 60 Jahren in Österreich leben. Wir sind in Österreich sehr verschieden.

Wir dürfen an dieser Stelle auch nicht vergessen, dass im Ersten Weltkrieg die k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarn mit der Türkei eine Waffenbruderschaft geschlossen hatte und somit gegen England und die Entente kämpfte. In der Türkei gab es über 67 000 Kriegsgefangene und über 10 000 Tote. Die Osmanen haben die jetzige Geografie  Israel und den Nahen Osten über 450 Jahre regiert. Deswegen diese emotionelle Bindung der Türkei. Auf der anderen Seite existiert seit 250 Jahren kein Krieg mehr zwischen Österreich und der Türkei. Beim Aufbau der Republik Türkei unter Atatürk haben viele Ingenieure, Gastarbeiter und Architekten aus Österreich mit großer Ehre und Freude geholfen, worüber wir bis heute sehr dankbar sind. In Galizien haben ab August 1916 innerhalb von einem Jahr rund 12.000 türkische Soldaten ihr Leben für die Monarchie Österreich-Ungarn gelassen.

Beide Länder haben hier eine historische Verantwortung, die auf verschiedenen Aspekten basiert. Die Menschen aus der Türkei, die Österreich als ihre neue Heimat gewählt haben, wünschen sich ein gutes Zusammenleben und eine verlässliche Beziehung. Wir wollen die Konflikte aus dem Nahen Osten nicht auf unseren Straßen.

TKG Obmann Birol Kilic, „Wir fordern mehr gegenseitige Empathie zwischen Österreich und der Türkei in dem wir für beide Länder und seiner BürgerInnen nur das Beste ( vor allem mehr Demokratie, Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Pressefreiheit und Meinungsfreiheit ) wünschen. Unser Bekenntnis zur Republik Österreich setzt voraus, dass keine Form von Judenfeindlichkeit akzeptiert wird, egal unter welchem Vorwand. Wir bekennen uns klar zum Existenzrecht von Israel.“

Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG)

LINKS:

Österreich – Türkei: Eine historisch verankerte Freundschaft!https://www.turkischegemeinde.at/oesterreich-tuerkei-eine-historisch-verankerte-freundschaft/

 

Seltsame Begegnungen: Türken in Mauthausen

https://www.turkischegemeinde.at/seltsame-begegnungen-tuerken-in-mauthausen/

Mauthausen 2019: „Niemals Nummer. Immer Mensch.“https://www.turkischegemeinde.at/niemals-nummer-immer-mensch/

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